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Abenteuer in Eis und Schnee: Drei Wernigeröder auf Skibergsteigen-Tour in Südtirol

Neun Tage, drei Gipfelstürmer, ein Ziel

27.05.2025

Neun Tage, drei Gipfelstürmer, ein Ziel: Drei Mitglieder des Deutschen Alpenvereins (DAV), Sektion Wernigerode, haben sich im März auf eine außergewöhnliche Ski-Bergsteigtour durch die verschneiten Höhen Südtirols gewagt. Was als sportliche Herausforderung begann, wurde zum ultimativen Test für Material, Teamgeist und Können – und zu einer eindrucksvollen Lehrstunde in Sachen alpiner Sicherheit.

Start in ein Abenteuer

Am 21. März packten die Bergwachtausbilder Lutz Hanl und Ralf Zinke sowie Thomas Eckert-Lenz (Trainer für Alpines Klettern im DAV WR) ihre Rucksäcke nach dem „Tetrisprinzip“. Bis zu zehn Kilo wog das Tagesgepäck jedes Einzelnen – gefüllt mit allem, was für das Skibergsteigen im Hochgebirge wesentlich ist: Seile, Gurt, Steigeisen, Biwakausrüstung, Lawinen-Airbag und LVS-Geräte. „Ein Seil allein wiegt schon mal bis zu fünf Kilo“, berichtet Thomas Eckert-Lenz. Die Ausrüstung sei essenziell, denn im Hochgebirge könne das Wetter binnen Minuten umschlagen - und eine ansonsten schon sportliche Tour schnell sehr anspruchsvoll oder gar zum Überlebenskampf machen.

Jeden Tag ein neuer Gipfel

Die Tour war als sternförmiges Projekt angelegt: Jeden Tag starteten die drei von ihrer Unterkunft zu neuen Gipfeln, sammelten Gipfelkreuze und steigerten sich kontinuierlich – sportlich wie technisch. „Wir wollten uns jeden Tag ein Stück weiterentwickeln“, berichtet Ralf Zinke. Die Tagesetappen hatten es in sich: 1000 bis 1500 Höhenmeter im Aufstieg, bis zu 20 Kilometer auf Skiern. Immer wieder mussten sie Kletterpassagen meistern, die Skier auf den Rücken geschnallt, um mit Steigeisen und Eispickel weiterzukommen.

Ausbildung und Sicherheit als Gemeinschaftsprojekt

Die Tour stellt für die DAV-Mitglieder dabei mehr dar als ein reines Abenteuer: Sie diene auch als Ausbildungsfahrt – ein mittlerweile jährlich wiederkehrendes gemeinsames Projekt zwischen der Bergwacht Harz und dem DAV WR. Lawinenkunde, der Umgang mit Steigfellen, das Sondieren und Ausgraben von Verschütteten sowie der Einsatz moderner Rettungssysteme seien täglich trainiert worden, wie die Männer sagen. „Wir haben Bergungssituationen simuliert – das Suchen und Bergen eines „verschütteten“ Senders sowie das Auslösen eines Lawinen-Airbag-Systems während einer Geländeabfahrt waren u. a. Teile des Programms“, so Thomas Eckert-Lenz. Die Kooperation zwischen DAV WR und Bergwacht sei seit Jahren ein Erfolgsmodell, von dem beide Seiten profitieren - und am Ende auch Einheimische und Touristen, die im Notfall auf das Geschick der Bergwacht angewiesen sind. 

Der härteste Tag: Grenzgrat unter Extrembedingungen

Die letzte Tour verlangte dem Trio alles ab. Während sie im schönsten Wetter starteten, zog sich im Verlauf der Tour zusehens der Himmel zu. Dichte Wolken, schlechte Sicht durch einsetzenden Schneefall und ein Gipfel in der Ferne, der sich zunehmend in Nebelfahnen hüllte. Die geplante Gipfelüberschreitung des Piz de Lavarella (3055 m) wäre bei schönen Wetter und guter Sicht sicherlich ein Hochgenuss gewesen. Aber so gab es durch den Nebel teilweise nicht mal mehr Blickkontakt zu dem Vordermann. Der zu passierende ausgesetzte Nordgrat fällt beidseitig viele hundert Meter steil ins Tal ab. Schneewechten ließen den eigentlichen festen Felsgrat und damit den Weg nicht erkennen. Zu dieser Route gab es jedoch keine Alternativvarianten – außer den noch längeren gleichen Weg wieder zurück. „Wir mussten die Abstiegspassage finden. Hätten wir sie verpasst, hätten wir womöglich auf 3000 m Höhe biwakieren müssen.“, erinnert sich Thomas Eckert-Lenz. Nervenbewahrend gelang aber schließlich auch diese Schlüsselstelle. In solchen Momenten zeigt sich, wie wichtig Erfahrung und gute Teamarbeit sind.

Naturgewalten und Teamgeist

Das Wetter im Hochgebirge war launisch: Während im Tal bereits der Frühling Einzug hielt, herrschten auf 2500 bis 3100 Metern noch Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter. Pro 100 Höhenmeter nimmt die Temperatur um 0,6 Grad ab – hier gerät nicht nur Material an seine Grenzen, sondern auch menschliche Komponenten, wie das gegenseitige Aufrechterhalten von Motivation und moralische Stärke, werden auf den Prüfstand gestellt.

Fazit: Begeisterung, Ausbildung und Abenteuer

Die drei Wernigeröder haben mit dieser Skibergsteigen-Tour nicht nur körperliche Ausdauer, sondern auch mentale Stärke und umfassende alpine Expertise bewiesen. Die anspruchsvollen Wetterbedingungen und die Bedeutung der Teamdynamik machen diese Tour zu einem unvergesslichen Abenteuer.

Mehr als ein Verein: Die DAV-Sektion Wernigerode

Mit rund 1300 Mitgliedern ist die Sektion Wernigerode einer der größten Vereine der Region. Die Begeisterung für den Bergsport ist groß – und wächst stetig. Dabei beschränken sich die Aktivitäten aber nicht nur auf Bergsteigen und Klettern. So ziemlich alle Bergsportarten können beim DAV WR erlernt und betrieben werden.

Jeder ist herzlich eingeladen ein Teil dieser starken Gemeinschaft zu werden, sich einer der vielen Bergsportgruppen anzuschließen, von den täglichen Trainingsmöglichkeiten an der Kletterwand zu profitieren.